Seelsorge mit Farbband

(afa) In den Brillensprechstunden geht es nicht immer nur um die Augen. Auch die Seele ruft oft um Hilfe. So auch bei Klaus, einem studierten Soziologen, der auf der Suche nach seinem alten Mentor ist.

Mehblick bietet nicht nur Sehhilfen sondern auch Seelenhilfe. © pixabay

Auch Seelsorge in der Sprechstunde

In seinem Studienfach ist er seit langem nicht mehr tätig, doch sein ehemaliger Professor hat ihn sein Leben lang beeindruckt. Nun im Rentenalter will Klaus Gewissheit haben: Wie geht es seinem ehemaligen Ausbilder?

Eine ungewöhnliche Aufgabe für die Organisation Mehrblick. Klaus` Wunsch aber ist typisch für Menschen, die alleine und in Armut leben. Viele sind isoliert, finden schwer Zugang zu digitalen Medien und trauen sich kaum, ihre Sehnsüchte auszusprechen. Immer wieder kommen die Mitarbeitenden von Mehrblick in Situationen, in denen die Suche nach einer Brille nur ein Teil der Suche nach Sicherheit ist. Eine neue Sehhilfe wird zur Seelenhilfe, wenn sich in den Sprechstunden ein kurzes Gespräch entwickelt.

Mehrblick nimmt sich Klaus Anliegen an und recherchiert nach dem Professor. Eine Traueranzeige im Internet bringt schnell die traurige Realität zutage. Der ehemalige Professor ist im August 2020 verstorben. Doch hier reißt die Hilfeleistung der Obdachlosen-Organisation nicht ab. Der wohnsitzlose Klaus möchte wieder auf seiner Schreibmaschine aktiv werden. Allein ein Farbband fehlt ihm dazu. Mehrblick-Geschäftsführerin Christiane Faude-Großmann unterstützt auch hier. Sie besorgt ein passendes Farbband zum Modell der elektrischen Schreibmaschine.

Kirchenkate als Übergang

© Diakonieverein Poppenbüttel

Klaus kann also los tippen. Eine Lesebrille für die optimale Sehkraft bei seinen Arbeiten hat er bereits vor längerer Zeit von Mehrblick erhalten. Und eine vorübergehende Bleibe ist ihm gleichfalls sicher. Eine so genannte ‚Kirchenkate‘ ist sein aktuelles Zuhause. Bei diesem Hamburger Angebot stellen Gemeinden in der Hansestadt für ein Jahr eine Kleinraum-Unterkunft mit Kochgelegenheit und Toilette für wohnsitzlose Menschen zur Verfügung. Ein ehrenamtlicher Gemeinde-Mitarbeiter kümmert sich überdies um den Kirchengast. Für Klaus ein Segen und ein Stück Halt.