Brille zum Tag der sozialen Gerechtigkeit

Für Erna T. war der 20. Februar dieses Jahr ein ganz besonderer Tag. Den Zettel von ihrer letzten Augenmessung trägt sie schon seit 3 Monaten in ihrer Tasche, aber den Gang zum Optiker traute sie sich nicht zu. Sie hatte Angst sich die schönen Brillenfassungen anzugucken und dann doch keine eigene Brille bezahlen zu können. Da hatte ihre Freundin die Idee, bei Mehrblick anzurufen und um Hilfe zu beten.

Unter dem Motto “Sehen für alle” setzt sich Mehrblick für soziale Gerechtigkeit ein. ©Pixabay

Was heißt “soziale Gerechtigkeit”?

Am 20. Februar 2021 jährte sich zum 12. Mal der Welttag der sozialen Gerechtigkeit – ein Ideal, das von fast allen Menschen auf der Welt angestrebt wird. Für viele Menschen sind Armut, Hunger und Benachteiligung immer noch Alltag. Der Sozialstaatsgedanke leitet sich in Deutschland aus Artikel 20, Absatz 1 Grundgesetz ab, in dem es um das Bestreben der Sozialpolitik geht. Bürger*innen sollen eine existenzsichernde Teilhabe an den materiellen und geistigen Gütern der Gemeinschaft garantiert werden. Außerdem soll eine Mindestsicherheit zur Führung eines selbst bestimmten Lebens in Würde und Selbstachtung gewährleistet sein.

Wir von Mehrblick nutzen den Tag, um vor allem auf Obdachlose und bedürftige Menschen aufmerksam zu machen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) schätzt die Zahl der Menschen ohne Wohnung in Deutschland im Jahr 2018 auf 678.000 Menschen.

Sie sind stark von Mehrfachdiskriminierung und Ungerechtigkeit betroffen und haben es daher schwer gesellschaftlich gesehen zu werden.

Für Erna T. konnte schnell eine passende Brille im Bestand gefunden werden. Sie musste sich nicht voller Scham aus dem Optiker-Geschäft stehlen, sondern bekam die passende Brille per Post zugeschickt. Ihre Freundin sendete uns dieses strahlende Foto.

Sehkraft für Alle

Bedürftigen mit Sehproblemen fehlt häufig die passende Brille. ©Mehrblick

Die meisten Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, haben auch keinen Versicherungsschutz. Und selbst wenn man krankenversichert ist, sind die Zuschüsse für eine neue Brille oder Brillengläser sehr eingeschränkt:

Ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt, ist im HHVG, dem Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung geregelt.

Demnach haben lediglich Erwachsene mit folgenden Werten Anspruch auf Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse (für Kinder unter 18 Jahren gelten andere Bestimmungen):

  • Kurzsichtigkeit mit mehr als 6 Dioptrien
  • Weitsichtigkeit mit mehr als 6 Dioptrien
  • Hornhautverkrümmung und zugleich mindestens 4 Dioptrien

Zuschüsse für Brillen zu gering

Mehrblick steht für Gerechtigkeit auch bei medizinischen Hilfsmitteln. Dazu gehört in Deutschland auch die Brille. Gutes Sehen ist die Voraussetzung für soziale Teilhabe in unserer Gesellschaft. Es ermöglicht auch die sichere Bewältigung des Alltags und eröffnet neue Chancen für einen Beruf. Besonders für obdachlose Menschen ist eine Brille oft der Schlüssel in eine bessere Zukunft!

In unseren Brillen-Sprechstunden erhalten die Besucher alle einen professionellen Sehtest. Danach wird ihnen eine bestmögliche Brille direkt vor Ort angepasst. Natürlich ist dieses Angebot für sie kostenlos.