Das muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes mal vor Augen führen… Florian, mitte Dreißig, lebt in einer städtischen Unterkunft, zusammen mit einem Mitbewohner. Er sagt, dass er in seinem Leben schon alles Schlimme erlebt hat. Angefangen von einer unglücklichen Kindheit, über eine verkorkste Berufslaufbahn, Drogen und deren Auswirkungen, menschliche Enttäuschungen.
Heute ist er zufrieden mit dem was er hat. Sein kleines Zimmer kann er abschließen. Das ist ihm wichtig, denn es bedeutet Ruhe. Die Gemeinschaftsküche und das Bad teilt er sich mit einem Mann aus Syrien. Das ist super, meint Florian, denn sein Mitbewohner raucht und trinkt nicht. So käme er auch nicht wieder in Versuchung.
Gleiche Abläufe gaben Sicherheit beim Einkauf
Apropos Versuchung. Bisher kam er mit seinem Geld monatlich immer einigermaßen aus. Besonders beim Einkaufen gab es keine Probleme. Aufgrund seiner schlechten Sehfähigkeit kaufte Florian immer in dem gleichen Supermarkt ein. Hier wusste er ganz genau an welcher Stelle welches Produkt stand und wieviel es kostete. Die Wege bis zur Kasse konnte er blind gehen.
Die große Auswahl verführt zum Kauf
Vor 2 Wochen hat er eine neue passende Brille über Mehrblick erhalten. Bei minus 7 Dioptrien war das auch bitter nötig, so Christiane Faude-Großmann von der Organisation.
Seit diesem Tag sieht Florian alles klar und deutlich – auch die vielen Angebote im Supermarkt. Er ist von der Produktvielfalt überwältigt und greift jetzt auch schneller zu anderen Lebensmitteln. An der Kasse kommt dann das große Erwachen, wenn er sein Budget überschritten hat.
Früher war es viel einfacher, sparsam einzukaufen, sagt er. Durch sein vermindertes Sehvermögen konnte er leichter den verlockenden Angeboten widerstehen.
Trotzdem möchte er seine neue Brille nicht missen: „Ich nehme meine Umwelt jetzt ganz anders wahr und freue mich an den schönen Details in der Natur.“